Euro schwächelt – Carry Traders machen große Gewinne

Euro schwächelt - Carry Traders machen große Gewinne

Euro schwächelt – Carry Traders machen große Gewinne

Die gemeinsame europäische Währung fördert Arbitrage, während sie auf Dollar-Parität sinkt. Zuletzt verlor der Euro im Jahr 2005 so schnell an Wert gegenüber dem Dollar, wie es im Moment passiert. Währungshändler profitieren vom Handel mit dem Euro.

Wie ein Carry Trade funktioniert

Vereinfacht ausgedrückt, leiht man sich bei einem Carry Trade ein Finanzinstrument, um ein anderes Finanzinstrument zu kaufen und profitiert durch Spekulationen auf Zinsdifferenzen. Dazu ein Beispiel: Nehmen wir an, Sie leihen sich 5.000€ von der Bank und müssen dafür 1% Zinsen zahlen. Sie nehmen nun diese 5.000€ und kaufen eine Anleihe, die Ihnen 4% Zinsertrag im Jahr einbringt. Ihr Gewinn beträgt also 3% (abzüglich Kommissionen und anderen Kosten). Aus dem Zinsunterschied haben Sie einen Profit erwirtschaftet.

Der Kauf des einen Finanzprodukts trägt (engl. carry) also den Handel eines anderen Finanzprodukts und wirft dabei Gewinne ab. Man nutzt unterschiedliche Zinsen in verschiedenen Staaten aus, um davon zu profitieren. Durch den einfachen Zugang zum globalen Finanzmarkt ist es heute auch für kleine Anleger möglich einen Carry Trade abzuschließen. Das Prinzip lässt sich mit Währungen, Anleihen, Immobilien, Krediten, Futures auf Rohstoffen oder einfachen Zinsen auf einem Bankkonto umsetzten.

Natürlich hat ein solches Geschäft auch immer Risiken. Je nachdem welches Finanzprodukt man verwendet, kann sich der Zinssatz oder der Umtauschkurs ändern. Vor allem auf dem Wärungsmarkt erfreut sich der Carry Trade großer Beliebtheit. In diesem Zusammenhang spricht man denn auch häufig vom Currency Carry Trade (CCT). Dabei verkauft oder leiht sich ein Trader eine Währung mit niedrigem Zinssatz, um eine andere Währung mit höherem Zinssatz zu kaufen.

Die Händler sehen Potential für den Euro

Für Carry Trader, die von der Dollar-Rallye und höheren US-Kreditkosten betroffen sind, hätte der stärkste Einbruch des Euro seit 2005 keinen Moment früher kommen können. Wer mit geliehenen Euros in Schwellenländerwährungen investiert, hat in diesem Jahr je nach Wahl der höher verzinsten Währung bis zu 29 % Gewinn gemacht. Die Gewinne sind auf den Rückgang des Euro um 10 % gegenüber dem Dollar zurückzuführen, wodurch die Parität zum ersten Mal seit zwei Jahrzehnten erreicht wurde.

Diejenigen, die dieselben Carry-Positionen mit dem amerikanischen Dollar finanzierten, erzielten weit weniger lukrative Ergebnisse. Nicht nur die Gesamtstrategie scheitert im dritten Jahr in Folge, sondern auch die meisten einzelnen Schwellenländerwährungen machen Verluste. Selbst in Lateinamerika sind die Gewinne nach einem fulminanten Start ins Stocken geraten. Es ist überflüssig zu erwähnen, dass die Händler umsteigen.

„Die Finanzierung von Carry Trades durch den Verkauf von Euro wird immer üblicher“, sagt Brendan McKenna, Währungsstratege bei Wells Fargo in New York. „Die Wahrscheinlichkeit, dass die Europäische Union in eine Rezession gerät, nimmt zu, und die geopolitischen Entwicklungen dürften die Währung belasten, so dass Carry Trades in Schwellenländern, die durch den Euro finanziert werden, eine interessante Option darstellen.“

Wechselkurs von Euro zu Dollar - Quelle: onvista

Wechselkurs von Euro zu Dollar – Quelle: onvista

Renditen der Schwellenländerwährungen gegenüber Euro und Dollar im bisherigen Jahresverlauf

Euro finanzierte Carry Trades bieten Schwellenländeranlegern, die angesichts des Anstiegs des Dollars und der US-Renditen Verluste in allen Anlageklassen und Strategien hinnehmen müssen, eine Zuflucht. Die Baisse an den Aktienmärkten der Schwellenländer vertieft sich, ein Index von Lokalwährungsanleihen befindet sich auf einem Zwei-Jahres-Tief und Dollar-Anleihen verzeichnen die stärksten Rückgänge seit 1994. Wenn die Aussichten auf eine US-Rezession und eine straffere Geldpolitik der Federal Reserve weiterhin zu einem Ansturm auf den Dollar führen, könnte der Euro-Carry für mehr Anleger unwiderstehlich werden.

Es ist nicht immer so, dass die Schwäche des Euro den Währungen der Schwellenländer einen Carry-Vorteil verschafft. Meistens fällt die Schwäche auf der einen Seite mit Verlusten auf der anderen Seite zusammen, so dass kaum Spielraum für Arbitrage bleibt. Doch dieses Mal war der Anstieg des Dollars für den Euro schädlicher als für die Wechselkurse der Schwellenländer.

Der chinesische Yuan kletterte im Juli auf den stärksten Stand gegenüber dem Euro seit 2015. Die indische Rupie und der mexikanische Peso erreichten den höchsten Stand seit Februar 2020. Japanisches Geld ist äußerst billig seit einigen Jahren. Die Welt wird überschwemmt mit japanischen Yen. Die Realwirtschaft in Japan ist es aufgrund der bekannten Umstände, wie Corona und den hohen Energiepreisen, nicht gut bestellt. Daher gibt es in Japan schon länger Kredite zum Null Tarif, der dann in andere Länder investiert werden kann.

Euro in schwacher Phase

Weitere Hinweise auf die Aussichten des Euro könnten sich in dieser Woche ergeben, da der Beginn der Sommerferien das Handelsvolumen verringert und die Volatilität anheizt. Die Gemeinschaftswährung hat in 10 der letzten 15 Jahre im August Verluste verzeichnet. So ist der Euro auch zu Beginn von August so schwach wie nie in diesem Jahr.

„Europa steht am Rande einer Katastrophe“, schrieb Edouard de Langlade, der Gründer des Hedgefonds EDL Capital, in einem Brief an seine Kunden in diesem Monat. „Wir könnten an einen Punkt gelangen, an dem der Dollar nicht mehr gegenüber allem stark ist, sondern der Euro gegenüber allem schwach wird. Der Hedgefonds Gründer wettet auf einen Euro Dollar Kurs von 0,80 Cent, also nochmal gut 20% weniger zum aktuellen Kurs.

(TB)